banner
Heim / Nachricht / Urban werden: Die mongolische Stadt der Nomaden
Nachricht

Urban werden: Die mongolische Stadt der Nomaden

Aug 05, 2023Aug 05, 2023

Seit Tausenden von Jahren leben nomadische Mongolen in Gers – kreisförmigen „jurtenähnlichen“ Strukturen aus Holz, Filz und Leinwand, die sich ideal für ein mobiles Leben in der Steppe eignen. Seit 1990 haben Hunderttausende Menschen aufgrund großer politischer, sozialer und klimatischer Umwälzungen das Nomadenleben aufgegeben und sind in die Hauptstadt des Landes, Ulaanbaatar, gezogen. Die billigen und leicht zu transportierenden Gers sind jetzt geschlossen, was das außergewöhnliche Wachstum der Stadt beschleunigt, die in den letzten dreißig Jahren um das 35-fache gewachsen ist. Die Lebenssituation in diesen Ger-Bezirken wird zunehmend unhaltbar und beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden der dort lebenden Menschen.

Durchgehend illustriert erzählt „Becoming Urban“ die Geschichte des anhaltenden Wandels Ulaanbaatars und untersucht die Herausforderungen, Architektur in diesem sich schnell verändernden Kontext zu schaffen. Der Architekt Joshua Bolchover arbeitet seit acht Jahren an Designprojekten, Workshops und Raumforschung und bringt die Besonderheiten der Ger-Bezirke und die Dringlichkeit einer Verbesserung ihrer aktuellen Lage ans Licht. Heutzutage müssen Familien, die in den Ger-Bezirken leben, zweimal täglich Wasser holen, eine Außenlatrine benutzen und jeden Winter bis zu vier Tonnen Kohle verbrennen, um warm zu bleiben. Bolchover schlägt eine Strategie des schrittweisen Wandels vor, der zu nachhaltigem zukünftigem Wachstum führt. Er präsentiert Prototypen, die das Ger neu denken und verbesserte Lebensbedingungen und gemeinschaftliche Infrastruktur ermöglichen. Becoming Urban zeigt eine alternative Form der Praxis und Rolle des Architekten.

Die in diesem Buch erzählte Geschichte handelt nicht nur von der Mongolei. Im 21. Jahrhundert führen die Dringlichkeiten der Klimakrise und der globalen Viruspandemien dazu, dass die Frage, warum und wie wir zusammenleben, für die heutigen städtischen Verhältnisse genauso aktuell und dringlich ist wie für die Mongolei. Wie Architekten, Planer, Gemeinden und Politiker mit den Auswirkungen der Urbanisierung auf den Klimawandel umgehen, ist eine entscheidende Frage des 21. Jahrhunderts. Die Art und Weise, wie dieser Prozess räumlich verwirklicht und organisiert wird und durch wen, wird tiefgreifende Auswirkungen auf das Klima sowie die soziale und wirtschaftliche Struktur unserer Städte haben. Als Reaktion darauf plädiert dieses Buch dafür, dass Architektur ein sozialer Akt ist und bekräftigt den entscheidenden Beitrag des Architekten zum Prozess der Urbanisierung.